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Der von barocken Wasserschlössern stets ausgehende besondere Reiz nimmt in Schloss Reinharz mit seinem Landschaftspark und dessen Einbettung in das Landschaftsschutzgebiet der Dübener Heide seine unverwechselbare Gestalt an. Zwischen 1690 und 1701 durch den sächsischen Erbmarschall Heinrich Löser errichtet, unterscheidet sich die schlichte und geschlossene, scheinbar noch wehrhafte Belange berücksichtigende Bauweise des Äußeren von der 1748 im Erdgeschoss erfolgten Neugestaltung im Stil des Dresdner Rokoko. Die mit vergoldetem Rocailleornament überzogene Holzvertäfelung des mittleren Saals im Erdgeschoss dient als Rahmen für Fliesen aus Harlingen (um 1690, Kinderspielszenen) und Rotterdam (Landschaftsmotive). Ein weiterer Teil der Raumdekoration sind wandfeste Gemälde (1734) nach Szenen zu Moliere von Christian Wilhelm Ernst Dietrich oder dessen Werkstatt, denen druckgraphische Illustrationen von Francois Bouchers als Vorlage dienten. Über dem Marmorkamin ergänzt eine Kopie nach Antoine Pesne "Die Wahrsagerin" (1710) das Bildprogramm.

Den sich östlich anschließenden Saal gestalten die kurfürstlichen Porträts Friedrich August II. und Maria Josepha von Österreich, denen ihre Bildnisse als König August III. und als Königin Maria Josepha von Polen gegenübergestellt werden. Auch wenn die ursprüngliche Hängung der Gemälde unbekannt ist, hat die Aufnahme des Porträts Hans Lösers in diesen kurfürstlichen oder königlich-polnischen Kreis durchaus programmatische Züge. Die damit hergestellte Nähe zum Kurfürsten und polnischen König und die Art der Darstellung reflektieren die bedeutende Stellung Hans Lösers am königlich-polnischen und kursächsischen Hof. Sie ist Ausdruck des Standesbewusstseins der Lösers als Erbmarschälle der Sächsischen Stände. Die teilvergoldeten Paneele sind stilistisch dem Haarlinger und Rotterdamer Saal angepasst. Die Gemälde lassen sich wie im Fall König August III. auf bedeutende Originale wie das von Louis de Silvestre (um 1748) zurückführen. Neben dem Bildnis Hans Lösers an der Südwand des Saals schließt das Bildprogramm mit der Gemahlin August des Starken, Christiane Eberhardine, als Kurfüstin und Königin von Polen ab.